
Wieder über 500 TeilnehmerInnen - besonders bei SchülerInnen findet der Demokratietag viel Zuspruch


Aktuell beteiligt sich das fnb intensiv an verschiedenen bildungspolitischen Debatten.
5.11. Techno, Emo, Punk...
2013 Was haben Jugendkulturen mit Bildung zu tun?!
18.00 Klaus Farin, Archiv der Jugendkulturen
In Kooperation mit der Generaldirektion
Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz
Ort: Jugendherberge & Casino
Festung Ehrenbreitstein 56077 Koblenz
9.12. So wird Bildung gerecht!
2013 Lernen aus Skandinavien
18.00 Uhr
Dr. Cornelia Heintze, Bildungsökonomin
mit Asta und GEW-Fraktion im Studierendenparlament
Ort: Universität Koblenz-Landau,Campus Metternich
Raum E-011, Universitätsstraße 1, 56070 Koblenz
18.2. Inklusive Schule - das geht!
2014
10.00 Uhr Workshop ILF 14 I 480 101
Wiltrud Thies, Sophie-Scholl-Schulen Gießen
Plätze begrenzt; Anmeldung über r.reick@ruth-ratter.de
Mit freundlicher Unterstützung des ILF Mainz
Ort: Rathaus, Rosengasse 2, 56727 Mayen
18.2. „Berg Fidel - eine Schule für alle“
2014
19.30 Uhr Film-Vorführung
Diskussion mit Regisseurin Hella Wenders
mit freundlicher Unterstützung der Kreissparkasse Mayen und Volksbank RheinAhrEifel
Ort: Corso Kino, Koblenzerstr. 25, 56727 Mayen, Eintritt 3.50 €
20.3. Demokratie in Schule und Jugendarbeit
2014
14.00 Uhr Fortbildung ILF 14 I 480 201
Plätze begrenzt; Anmeldung über r.reick@ruth-ratter.de
Mit freundlicher Unterstützung des ILF Mainz
20.3. Vortrag
2014
16.00 Uhr Kurt Edler, Vorsitzender der Deutschen
Gesellschaft für Demokratiepädagogik
Ort: Erich-Kästner-Realschule plus
Osterfeldstr. 25, 56235 Ransbach-Baumbach
Auftaktveranstaltung:
24.01.2013
Kurfürstlichen Palais, Trier
24.01. Wie wir unser Bildungssystem verändern
17h30 müssen, um unseren Kindern gerecht zu werden
Auftaktveranstaltung zum Thema Bildungsgerechtigkeit
Prof. Jutta Allmendinger Ph.D., WZB & HU Berlin
forum | neue bildung, Musik: FelAfRAi
Ort: Festsaal der ADD, Kurfürstliches Palais, Trier
18.02. Vielfalt nutzen: erfolgreich gemeinsam lernen
19h00
Prof. Jutta Standop, Uni Trier
EINE Schule für ALLE in der Region Trier e.V.
& BI IGS Speicher
SÖL präsentiert Rahmenprogramm mit Färbergärten
Ort: Schulzentrum Speicher
05.03. Jugend und Demokratie
17h30 Demokratische Einstellungen von Jugendlichen
und wie der Lernort Schule sie fördern kann Netzwerk
für Demokratie und Courage und DeGeDe
treffen Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage
Ort: Kurfürst-Balduin-Realschule, Wittlich
11.04. Schule in der Demokratie -
19h00 gerecht und inklusiv
Ungerechtigkeiten unseres Schulsystems
Dr. Winfried Eschmann, Frieder Bechberger-Derscheidt
EINE Schule für ALLE - länger gemeinsam lernen e.V.
Ort: Loft-Lounge des Lokschuppen Gerolstein
25.04. Schulbau inklusiv
19h00 Diskussion mit dem Arbeitskreis barrierefreier Schulbau,
der Trierer Schuldezernentin Angelika Birk und dem
Landesbehindertenbeauftragten Matthias Rösch
Ort: Bürgerzentrum, Schweich
14.05. Bildung braucht Freiräume
19h00 Crossover für Selbstbestimmung - wider Verzweckung
Bessere Bedingungen für ehrenamtliches Engagement
und außerschulische Bildung in Rheinland-Pfalz
LJR rlp & LSV rlp treffen ASTA Trier und BDKJ Trier
Ort: Studierendenhaus Uni Trier
29.05. Praxisreport Bildungsgerechtigkeit
19h00 Inklusive Bildung an der demokratischen Schule
Vortrag von Prof. Dr. Susanne Thurn, Schulleiterin der
Laborschule Bielefeld
GEW | ESfA in der Region Trier e.V. | GGG
Ort: TUFA, Trier
03.06. Kulturelle Bildung für alle
18h00 Wie Orte Kunst und Kultur vermitteln und beleben
Prof. Hansgünther Heyme, Prof. Wilhelm Seggewiß,
Dr. Michael Geffert
Ort: Observatorium Hoher List
26.04. 18.00
Wie individuelles Lernen an jeder Schule gelingen kann!
Filme und Vortrag von Reinhard Kahl
Ort: Roxy Kino, Neustadt/Weinstraße
mit: Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft
10.05. 18.00
Courage zeigen!
Schule gegen Menschenverachtung und Neonazismus
Ort: Leininger Gymnasium, Grünstadt
mit: Netzwerk für Demokratie und Courage
14.05. 18.00
Gesundes Schulessen
Alternativen zum Aufwärmen
Ort: BIO-Restaurant Hofgut, Ruppertsberg
mit: Stiftung Ökologie und Landbau
31.05. 19.00
Schule in der Demokratie:
gerecht und inklusiv!
Ort: Dürkheimer Haus, Bad Dürkheim
mit: EINE Schule für ALLE
06.06. 19.30
Bildung ist mehr als Schule
Die Bedeutung außerschulischer Bildungsorte
Ort: Jugend- und Kulturhaus Blaubär, Haßloch
mit: Landesjugendring RLP
14.06. 19.00
Psychologie des Lernens
-die Methode macht's
Ort: Realschule plus, Lambrecht
mit: Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule
28.06. 17.00
Schule als Hort der Demokratie
Demokratisierung und Schulentwicklung
Ort: IGS Deidesheim/Wachenheim, Wachenheim
mit: Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik
Im Alltag ist er im Pädagogischen Landesinstitut von Rheinland-Pfalz zuständig u.a. zuständig für Demokratiepädagogik - jetzt begrüßt Clemens Brüchert das Publikum des 9. Demokratietags im großen Diskussionsraum. Direkt gibt er das Wort ab an eine Schülerin - die Moderatorin des fnb-Panels ist Hannah-Katharina Kiennen aus dem amtierenden LSV-Landesvorstand. Und Kiennen hat tatsächlich sehr viel Programm für die Dreiviertelstunde Debatte - denn der Entwurf des fnb-Forderungskatalogs will dem jungen, kritischen, interessierten Publikum des 9. Demokratietags vorgestellt und mit ihm diskutiert sein.
Zunächst will sie wissen: "Was versteht ihr unter gerechter Bildung?" Podiumsteilnehmer Klaus-Peter Hammer will als GEW-Landesvorsitzender mit dem "fnb" unser Bildungssystem weiterentwickeln "für mehr Teilhabe und für mehr Bildungsgerechtigkeit". Ordentliche Sachausstattung und faire Bezahlung nennt er dafür als Grundvoraussetzungen. Johannes Domnick spricht auf dem Podium für die LSV, die er dem Publikum näher zu bringen versucht als "Lobby für SchülerInnen". Stetig setzt sich, so Domnick, die LSV für mehr Demokratie in der Schule ein - von der Hausordnung über die Gestaltung des Schullebens bis zum Inhalt des Unterrichts. Denn tatsächlich seien SchülerInnen bis heute vor allem fremdbestimmt. "Das wollen wir ändern", so Domnick.
Ruth Ratter pflichtet Domnick bei: Die an vielen Schulen vorherrschende "Top-down-Struktur" gelte es aufzulösen, wozu ein Dialog aller Beteiligten nötig sei. Durch ein Mehr an Partizipation von SchülerInnen, so Ratter, werde auch der Exklusion insgesamt entgegengewirkt. Mit den Erfolgen der amtierenden Landesregierung zeigt sie sich dabei nur in Teilen zufrieden - kleine Schritte seien nötig, dennoch dürfe man nicht das Ziel aus den Augen verlieren: SchülerInnen Raum zu geben als mündige BürgerInnen aufzuwachsen, die ihr zukünftiges Recht mit 16 Jahren wählen zu dürfen, anstreben und auszufüllen lernen!
Hannah Kiennen will von den PodiumsteilnehmerInnen erfahren, ob nicht vielleicht ein Widerspruch besteht zwischen den beiden fnb-Forderungen einerseits individuell zu fördern und andererseits das dreigliedrige Schulsystem auflösen. Domnick erklärt, dass das alte System sehr nach einem Leistungsbegriff gepolt sei, wie wir ihn aus sportlichem Kontext kennen, dieser der Bildung aber nicht wirklich gerecht werde. Vielmehr gehe es in der Schule darum, für das Leben zu lernen. "Das fängt schon dabei an, mit wem man in der Schule in Kontakt kommt! Derzeit realisiert sich da meine Vorstellung von Vielfalt nicht - einfach durch die Selektion", führt Domnick aus.
Und könnten die Podiumsteilnehmer auch selbst als LehrerInnen arbeiten in einer Schule ohne Noten, wie sie das fnb diskutiert? Hammer ist sich nach Stationen als Lehrer und Fachleiter sicher: "Ich hätte damit kein Problem! Noten messen ja nur sehr schlecht das, worum es geht. Wenn sich jemand im Diktat sehr verbessert, aber immer noch eine Sechs bekommt, sagt man damit nicht das Richtige aus. Außerdem sind Noten nicht objektiv." Dagegen, führt Hammer aus, können verbale Leistungsbeurteilungen es besser machen - und müssten nicht in jedem Fall mehr Arbeit für die Lehrenden bereiten. Die Laborschule Bielefeld habe, so Hammer, seit Jahren gezeigt, wie es ohne Noten und mit großem Erfolg funktioniere. Als Lehrende genau zu beschreiben und zu begründen, was Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten des Einzelnen sind, würde einfach besser passen und Lernenden mehr helfen. Auch wenn nicht alle zum gleichen Abschluss geführt werden, können doch alle in heterogenen Lerngruppe unterrichtet werden. In der Grundschule funktioniere das ja teilweise schon, insgesamt müssten LehrerInnen in multiprofessionellen Teams aber mehr entlastet werden durch andere Berufsgruppen, so Hammer. Domnick schließt sich an und erläutert, dass Noten bislang immer nur den "Vergleich zu Anderen" und somit einen vermeintlichen "Abstand" illustrieren - ohne SchülerInnen dabei zu sagen, wie sie etwas besser machen können.
Kiennen will wissen, was die DiskussionsteilnehmerInnen genau unter Inklusion verstehen. Hammer bringt es auf den Punkt mit "alle Menschen in unserer Gesellschaft haben die gleichen Rechte" - in der aktuellen bildungspolitischen Diskussion liege demgegenüber ein verengter Inklusionsbegriff auf das Zusammenlernen mit Menschen mit Behinderungen vor. Als wichtigen Impuls für Inklusion bezeichnet Hammer dennoch das Wahlrecht für Eltern im Schulgesetz. Kollegien an Schulen hätten teilweise noch Ängste vor der Inklusion, weil früher die Ausbildung Heterogenität nicht vorgesehen habe. Die heute nötige Umstellung könne laut Hammer nur geschafft werden, indem auch mehr Geld ins System gegeben werde. Beispielsweise fehle es an FörderlehrerInnen (deren Planstellen heute teilweise unbesetzt blieben, weil nicht genügend Bewerbungen vorliegen), aber auch die Rahmenlehrpläne müssten überarbeitet werden. Hammer sagt: "Wir brauchen ein größeres Beratersystem, brauchen Ressourcen und Verbindlichkeit für Fortbildungen, um vor Ort den Menschen den Übergang zu ermöglichen."
Jetzt provoziert Kiennen: "Was bringt es denn einem Gymnasiasten, wenn da plötzlich ein Förderschüler neben ihm sitzt?", fragt die LSV-Vorsitzende in die Runde. Ruth Ratter hat dazu einen frischen Eindruck von der gemeinsamen Reise des Bildungsausschusses des Landtags im Gepäck: "An der Comenius-Schule in Datteln habe ich vorgestern erst genau diesen Vorteil gesehen. Die ganze 7. Klasse des Gymnasiums da lobt ihren Klassengeist, seit es die Öffnung gibt. Und auch "Überflieger" verstehen die Lerninhalte besser, wenn sie sie den anderen erklären. Im sozialen Bereich profitieren sie sowieso. Gestern an der IGS-Bonn Beul habe ich zusätzlich gesehen, wie es auch noch demokratischer geht - mit einem obersten Entscheidungsgremium, paritätisch mit Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen besetzt." Als Fazit dieser NRW-Station hält Ratter fest, dass man innerhalb von drei Jahren eine Schule total verändern und öffnen kann. Leistungseinbrüche habe es dabei übrigens an keiner der besuchten Schulen gegeben. Ihrem Eindruck zufolge stünde heute die Gesamtgesellschaft hinter der Inklusion - Eltern seien meist nur dann besorgt, wenn zu wenig Wissen über die Möglichkeiten einer Schule, individuell zu fördern, vorhanden sei. Das Thema Inklusion provoziert dann auch den Ausbildungsleiter einer großen, regional ansässigen Firma. Sein spontaner Einwurf aus dem Publikum: Das fnb verfolge einen sehr guten Ansatz in der Inklusion - aber in der Landespolitik fehle die "Power, um die Lehrer bei der Umsetzung richtig zu unterstützen". Darauf Hammer: "Das kann ich nur unterstützen!" Hammer wünscht sich von der Landesregierung konkret einen Orientierungsrahmen, der vorgibt, wohin genau es gehen soll, und der die nötigen Unterstützungen zur Verfügung stellt. Ratter gibt zu der "Power" zu bedenken, dass bei bereits existierenden 270 Schwerpunkschulen und noch zwölf Förderschwerpunkten nur ein behutsamer Übergang zum Erfolg führen könne, weil niemand durch eine zur rasche Umstellung in seiner/ihrer Bildung scheitern dürfe. Ratter: "Pädagogisch betreten wir mit der Inklusion Neuland - zumindest außerhalb von Finnland, Japan und Kanada. Dass es am Geld fehlt, ist richtig - und eine ganz schlechte Entschuldigung. Wir müssen aber alle auch unsere Überzeugungen und Vorstellungen überarbeiten - mit Offenheit für andere Lehrmodelle wie etwa die von Maria Montessori." Tatsächlich hätten wir, so Ratter, in der Inklusions-Debatte zu häufig die Tendenz nur die Extreme zu betrachten. Zwischen Hochbegabung und Mehrfachschwerstbehinderung lägen 99 % der SchülerInnen.
Zum Abschluss der Runde spielt Kiennen den Ball dann an ihren LSV-Vorgänger Domnick zurück: Wie kann Demokratiepädagik helfen, Schule gerechter und besser zu machen? Johannes Domnick überlegt nicht lange: "Für mich ist Schule immer noch ein autoritär-hierarchisches System, das über Macht funktioniert. Und dieses System soll mich zu Mündigkeit und selbstbestimmtem Leben erziehen?! Das könnte mit Demokratiepädagogik ganz anders gehen!" Profitieren würden von der Beteiligung laut Domnick nicht nur LehrerInnen und Schulen, sondern die gesamte Gesellschaft. Landtagswahlen mit derzeit kaum 50 Prozent Wahlbeteiligung belegen laut Domnick, dass das jetzige Schulsystem nicht viel Interesse für Demokratie erzeuge. Aus vielen Praxisversuchen wisse er, dass Deomkratiepädagogik oft anstrengend für das Personal sei, in der Regel zusätzliches Geld koste - auch die Landeskasse; er wisse aus diesen Praxisversuchen aber auch, dass sich die Mühe immer gelohnt habe, zur Zufriedenheit von Lehrenden und SchülerInnen. Deshalb fordert Domnick uns auf: "Wir müssen grundlegend etwas ändern! Schule ist die Keimzelle der Demokratie - da müssen wir ansetzen!"