Landtag Infos
Themenzuständige: Bildung, Kultur
Mitglied: AK 3 "Bildung, Soziales und Integration"
Landtagsausschüsse:
- Stellv. Vorsitz: Ausschuss für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur;
- Ausschuss für Bildung;
- Ausschuss für Europafragen und eine Welt (stellv.)
Gremien:
- Oberrheinrat;
- Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur;
- Landesstiftung Arp Museum;
- Kuratorium des Vereins Kultursommer RLP;
- Härtefonds des Landes RLP zur Unterstützung von Opfern des Nationalsozialismus
- Landesbeirat für Weiterbildung (stellv.)
- Beirat des Künstlerhaus Edenkoben
- Kuratorium der Universität Koblenz-Landau
- Vizepräsidentin des Partnerschaftsverbandes Rheinland-Pfalz/Burgund e. V.
Rede zur AKTUELLEN STUNDE "Zukunft läuft" – Berufs- und Studienorientierung in Rheinland-Pfalz auf Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 16/5324
Abg. Ruth Ratter, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Danke Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Martin Brandl, das stimmt alles nicht so ganz.
(Martin Brandl, CDU: Das haben wir
auch nicht von Ihnen erwartet! –
Alexander Schweitzer, SPD: Das darf
sie doch sagen!)
Die Mindeststandards für den Berufseinstieg und die Begleitung wurden 2011 auf den Weg gebracht. In der Tat gibt es seit dieser Zeit und in manchen Schulen sogar schon sehr viel länger die von Ihnen erwähnten
Berufskoordinatoren. Natürlich arbeiten die nicht nur einen Tag. Deswegen muss man die auch nicht so stärken, wie Sie das verlangen. Das gibt es schon sehr lange, die organisieren die Praktika und machen vieles mehr,
was an den Schulen bereits besteht.
Insofern sage ich schon: Lesen bildet.
(Zuruf des Abg. Carsten Pörksen, SPD)
Sie hätten vielleicht doch das ganze Konzept und auch den Pressespiegel verfolgen sollen, um zu sehen, was das Konzept der Landesregierung beinhaltet; denn die Zukunft läuft – das ist richtig – seit 2011 und an den
allermeisten Schulen auch schon ein bisschen länger, nun aber künftig an allen Mittel- und Oberstufen des Landes.
Ja, die meisten Schulen haben Praktika, Berufsinformationstage, sie besuchen das BiZ, und Infoabende werden für die Eltern, für Betriebe veranstaltet. Praxistage gehören zum Schulprofil. Was aber nun neu hinzukommt, ist ein verbindlicher Rahmen und der verpflichtende Einstieg. Der hat eine
neue Qualität, einen neuen Qualitätsanspruch, der auch dadurch begründet ist, dass sichergestellt wird, dass alle weiterführenden Schulen dabei sind und auch alle dort Beteiligten: die Eltern, die das Zertifikat mit unterschreiben, die Lehrerinnen und Lehrer, die den Rahmen in der Schule für diejenigen, die von außen hinzukommen, garantieren werden – und das, ohne dass für die Schulen ein finanzieller Mehraufwand entsteht, und nicht einmal die organisatorische Mehrarbeit wird derzeit im ersten Teil im kommenden Jahr von Februar
bis April 2016 von den Schulen geleistet, sondern es wird zentral organisiert. Es handelt sich also um ein Rundum-sorglos-Paket.
Selbstverständlich bleiben dabei die Berufskoordinatoren der Schule nicht außen vor; denn die Einbindung an diesen einen Orientierungstag ist keine Eintagsfliege, sondern der Kontakt bleibt bestehen. Es ist so, dass die Schülerinnen und Schüler qualifiziert auf die Berufsfelder vorbereitet werden, unter anderem durch die Potentialanalyse, die auch von den Kollegen geleistet werden muss, aber nicht nur dadurch, sondern auch durch alle anderen Bausteine, die damit noch verbunden sind.
(Vizepräsident Dr. Bernhard Braun
übernimmt den Vorsitz)
Waren bislang zum Beispiel Praktikumsstellen allzu oft das Ergebnis von Vitamin B-Beziehungen und Verbindungen der Eltern, hilft nun das genaue Hinschauen auf die Potentiale bei der Auswahl des Berufsfeldes für die Praktika. Die App ist natürlich attraktiv für die Jugendlichen und wird mit Sicherheit ihre Möglichkeiten
weiter zur Ausführung bringen. Das heißt, man kann davon ausgehen, dass die Schülerinnen und Schüler das nicht nur als einen Ausstieg aus dem Schulalltag betrachten werden, sondern sie sehr viel ernsthafter darüber nachdenken werden, welcher Weg für sie der geeignete Weg in die Berufswelt ist, sei es über das duale System, die Berufsausbildung, über den Fachhochschulabschluss oder über das Abitur und die Hochschule.
Heute schon können wir nicht davon ausgehen, dass Betriebe selbstverständlich von der nachfolgenden Generation übernommen werden.
Es ist aber auch das Recht der Kinder und Jugendlichen, ihren eigenen Anlagen entsprechend ihren Berufsweg zu suchen und auch zu finden, und das – an dieser Stelle gebe ich Ihnen recht – ist nur dann möglich, wenn
wir sie kontinuierlich begleiten und eben keine Eintagsfliegen setzen. Ich glaube, die Schulen haben sehr gut vorgearbeitet, und das Ministerium hat nun alle diese Maßnahmen gebündelt und dafür gesorgt, dass der verbindliche Rahmen dafür gute Aussichten hat, den Jugendlichen diesbezüglich eine gute Entscheidung für ihren weiteren Berufsweg zu ermöglichen.
Ich möchte noch einen weiteren Punkt ansprechen. Es ist wichtig, dass eben nicht nur die 8. und 9. Klassen davon betroffen sind, sondern dass in der Oberstufe das, was in der Mittelstufe vorgearbeitet wurde, auch an den Gymnasien wiederum aufgegriffen wird. Nur allzu häufig ist die Wahl der Leistungskurse mehr durch die Wahl des Lehrers motiviert – also der Lieblingslehrer, die Lieblingslehrerin – als durch die tatsächlichen
Begabungen und Möglichkeiten. Ich glaube, an dieser Stelle haben wir einen weiteren Sprung in die richtige Richtung gemacht zu sagen, ich überlege mir, wo meine Potenziale sind, und kombiniere dann meine Fächer zu einem Profil, das mir zum einen die allgemeine Hochschulreife bringen kann, mir aber zum anderen auch den Spielraum eröffnet, mich dort zu orientieren, wo ich besonders qualifiziert bin. Mehr dazu sage ich in der zweiten Runde.
(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN und der SPD)
* ZWEITE RUNDE:*
Abg. Ruth Ratter, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Danke, Herr Präsident. – Lieber Herr Martin Brandl, nein!
(Martin Brandl, CDU: Doch!)
Die Berufskoordinatoren können jetzt bereits Fortbildungen machen,
(Martin Brandl, CDU: Mit einer
Anrechnungsstunde!)
in Betriebe gehen, Sie können 14 Tage am Stück einen Betrieb besuchen, um sich dort weiterzubilden. Jetzt können Sie das nicht einfach leugnen.
Es ist nach wie vor eine Unterrichtsstunde in der Woche. Das ist nicht eine Stunde; denn jede Stunde muss vor- und nachbereitet werden. Das ist kein geringer Prozentsatz der Arbeitszeit eines Lehrers und einer Lehrerin.
Bei einem Deputat von 24 Stunden ist es ein 24-stel. Bei einer Realschule plus sieht es etwas anders aus. Aber es liegt im Belieben und im Benehmen mit der Schulleitung, das Konzept an der Schule selbst zu entwickeln. Das heißt, nicht jede Schule hat genau die gleiche Konzeptionierung des Berufseinstiegs. Diese Autonomie würde ich auch sehr gerne bei der Schule belassen.
Neu ist vieles andere mehr. Ich habe die App genannt, die Potenzialanalyse usw. Entscheidend aber ist, dass die Handwerkskammer und die Industrie- und Handelskammer, die Beratungen durch qualifizierte Leute anbieten können, in die Schulen hineingehen, und dass das standardisiert ist, dass jede Schule im Land – in der Mittel und in der Oberstufe –, die gleichen Möglichkeiten hat und es nicht von der Qualität der Berufswahlkoordinatoren
abhängt, wie viel Betriebe am Berufsinformationstag in der Schule sind.
Das wird es darüber hinaus geben. Aber insgesamt ist es so, dass der Start für alle gemeinsam gesetzt wird. Ich denke, es ist eine dankenswerter Aufgabe, das so aufs Gleis zu setzen.
Ich wünsche mir, dass die Berufswahlkoordinatoren dies in der Zukunft auch so weiterführen, wie wir es im nächsten Jahr zum ersten Mal als Premiere erleben werden.
Danke schön.
(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)