image slideshow

Landtag Infos

Themenzuständige: Bildung, Kultur
Mitglied: AK 3 "Bildung, Soziales und Integration"

Landtagsausschüsse:

  • Stellv. Vorsitz: Ausschuss für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur;
  • Ausschuss für Bildung;
  • Ausschuss für Europafragen und eine Welt (stellv.)

Gremien:

  • Oberrheinrat;

  • Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur;

  • Landesstiftung Arp Museum;

  • Kuratorium des Vereins Kultursommer RLP;

  • Härtefonds des Landes RLP zur Unterstützung von Opfern des Nationalsozialismus

  • Landesbeirat für Weiterbildung (stellv.)

  • Beirat des Künstlerhaus Edenkoben

  • Kuratorium der Universität Koblenz-Landau

  • Vizepräsidentin des Partnerschaftsverbandes Rheinland-Pfalz/Burgund e. V.

Willkommenskultur in der Schule heißt Inklusion
23.09.2015 | Kategorie: Reden | von: Ruth Ratter

Rede zu "Schulstart 2015: Gute Perspektiven für Rheinland-Pfalz" auf Antrag der SPD-Fraktion / Drucksache 16/5595



Abg. Ruth Ratter, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

Herr Präsident, vielen Dank für das Wort.
Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, meine Damen
und Herren! Frau Brück hat zum Glück die Zahlen
alle so gut referiert, dass ich direkt auf Sie, Frau Dickes,
antworten kann.

(Carsten Pörksen, SPD: Lohnt sich das?)

Die Sache mit dieser Bankrotterklärung scheint mit einer
gewissen Schizophrenie verhaftet zu sein.

(Christian Baldauf, CDU: Was ist das für ein
Wort? –
Zuruf der Abg. Julia Klöckner, CDU)

Einerseits behaupten Sie, dass die Politik eine Art von Untergang
des Abendlandes ist, was hier in Rheinland-Pfalz
in Sachen Bildung geschieht, und andererseits fordern Sie,
dass die AQS, die Sie immer abschaffen wollten, letzten
Endes nun komischerweise in Ihren Augen dem entspricht.
Ich kann das nicht so ganz nachvollziehen.

Die AQS, die in der Tat in den vergangenen zehn Jahren
eine wichtige Arbeit geleistet hat im Sinne einer externen
Evaluierung, hat einen guten Beitrag zur Bildungspolitik
in Rheinland-Pfalz geleistet und mit dem Programm InES
nun die Voraussetzungen geschaffen, dass das, was da
gemacht worden ist, auch weitergeführt werden kann.
Die Klassengrößen und ihre Reduzierung in den letzten
Jahren konnten bis zu einem guten Teil durchgeführt werden
und haben zu Verbesserungen beigetragen. Aber wir
müssen uns den Realitäten stellen. Die Realitäten bedeuten
eben auch, dass die Voraussetzungen, die 2011 gegeben
waren, sich nun in dieser Form nicht erfüllen.
Dass tatsächlich weniger Schülerinnen und Schüler an
den Grundschulen in diesem Schuljahr angekommen sind
– 300 an der Zahl –, heißt nun noch nicht, dass sie nicht im
Laufe des Kalenderjahres möglicherweise nicht noch aufgestockt
werden müssen, und so bleibt unser Fazit, dass
die guten Voraussetzungen, die wir momentan bei Beginn
des Schuljahres haben, eben auch weiterentwickelt werden
müssen; denn es ist davon auszugehen, dass noch
mehr Sprachkurse gebraucht werden.

Frau Dickes, ja, aber begleitend. Es hat überhaupt keinen
Zweck, was Sie erneut fordern und was wir ablehnen, mit
Vorlaufklassen die Kinder zu separieren, sie in Ghetto-
Klassen zu unterrichten.

(Zuruf von der CDU: Quatsch!)

Es ist ungemein wichtig, dass Kinder mit unterschiedlichen
Voraussetzungen auch die Möglichkeit haben, sich unterschiedlich
weiterzuentwickeln mit Kindern in ihrem Alter,
mit Kindern in den Schulen, in denen sie später auch Fuß
fassen sollen.

(Zuruf der Abg. Simone Huth-Haage, CDU)

Von daher ist es sinnvoll, dass wir zusätzlich zum Unterricht
an den Schulen auch weiterhin Unterricht in Sprachklassen
haben, aber gemeinsam Musikunterricht, Sportunterricht
und die Dinge mehr, die an den Grundschulen und
weiterführenden Schulen gemeinsam unterrichtet werden
können.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
und bei der SPD)

Natürlich, die Aufstockung der Mittel kann nicht mit dem
mithalten, was notwendig wäre. Aber woran liegt das denn
bitte schön? –

(Julia Klöckner, CDU: Jetzt kommt der
Bund!)

Vielleicht an den Bundesmilliarden. – Möglicherweise
bräuchte es mehr Gelder auch vonseiten des Bundes.
Wir haben uns hier einer großen Aufgabe zu stellen. Ich bin
sehr froh und sehr dankbar, dass die Bundeskanzlerin sich
bereit erklärt hat, das auch entsprechend anzugehen. Wir
sind alle gefordert. Von daher bedeutet das eben auch, die
vielen Ehrenamtlichen, die sich dankenswerterweise auch
dem Sprachunterricht in den Schulen und gemeinsam mit
den Schulen angenommen haben, zu unterstützen. Es
bedeutet auch, die Lehrerinnen und Lehrer, die keine Ausbildung
haben in Sachen Deutsch als Zweitsprache durch
das Pädagogische Landesinstitut weiterhin zu begleiten.
Es bedeutet eben auch, dafür Sorge zu tragen, dass die
Willkommenskultur, die sehr stark aus der Bevölkerung
auch in das Bildungssystem hineingetragen wird, eben
nicht nur unsere Anerkennung findet, sondern alle Unterstützung,
die wir den Menschen, die dort vor Ort arbeiten,
geben können.

Meine Damen und Herren, ja, Inklusion hat insofern eine
neue Bedeutung bekommen. Wir müssen uns tatsächlich
eben auch eingestehen, dass Inklusion bedeutet, jedes
Kind, jeden Menschen so, wie er bei uns ist, anzunehmen.
Es geht da nicht um diesen engen Begriff, der sehr häufig
gebraucht wird, sondern es geht um den weiten Begriff
der Inklusion, wie ihn die UN-Behindertenrechtskonvention
definiert hat.

Ich glaube, dass wir diesen Begriff hier im Land Rheinland-
Pfalz leben und alles dafür tun müssen, dass wir die Lehrerinnen
und Lehrer, aber auch die Eltern, vor allen Dingen
aber auch die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen,
dass sie ihre Biografie, ihren Bildungsgang, ihren
persönlichen Lebensweg so ausgestalten können, wie es
ihren Möglichkeiten entspricht. Ich denke, dazu sollten wir
alles unternehmen, was in unserer Macht steht. Ich bin der
festen Überzeugung, dass diese Landesregierung hier auf
dem richtigen Weg ist.

Vielen Dank.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
und bei der SPD)

 

[Teil 2]


Abg. Ruth Ratter, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

Danke, Herr Präsident! Frau Kollegin Dickes, ich habe in
20 Jahren Lehrerin im Alltag gelernt.

(Carsten Pörksen, SPD: Sie aber keinen
Tag!)

Ich habe von Anfang an beherzigt, dass eine Bewertung 

einer Leistung, zum Beispiel mangelhaft, niemals die Person
des Schülers betrifft, sondern immer nur das, was
vorgelegt wird. Insofern habe ich Ihre Aussage gemeint
und nicht Sie persönlich beleidigt. Das bitte ich, an der
Stelle festzuhalten.


(Zuruf der Abg. Hedi Thelen, CDU)


Daneben möchte ich Ihnen gerne sagen, dass die Anrufe
und die Mails, die ich bekomme, sehr wohl davon ausgehen,
dass die Schulen und die Lehrerinnen und Lehrer
Probleme haben. Das wird niemand von uns bestreiten;
denn die Aufgaben, denen wir uns zu stellen haben, sind
immens.
Aber wir haben auch Angebote; denn die jungen Erwachsenen,
die zu uns kommen, zwar nicht mehr schulpflichtig
sind, aber sehr bildungswillig und wie ein Schwamm all das
aufsaugen, was wir ihnen anbieten können an Unterricht
und an Möglichkeiten, brauchen auch unsere Hilfe und
Unterstützung. Ich sehe hier durchaus noch Spiel nach
oben und freue mich, dass insbesondere die Kollegs, die
wir auch im Land haben, Angebote für diese Schülerinnen
und Schüler machen.
Ich glaube, dass so noch viele andere Menschen auf die
Idee kommen zu unterstützen, wo immer es geht, sodass
wir unsere Aufgaben auch in der Supervision wahrnehmen
möchten.
Das, was ich zu den Ghettoklassen gesagt habe, war apostrophiert.
Ich meinte selbstverständlich nur, dass es auch
in Ihrem Sinne nicht möglich oder sinnvoll sein sollte zu
segregieren.

(Zuruf der Abg. Bettina Dickes, CDU)

Wir verstehen den Begriff der Inklusion im Sinne von Heterogenität
in der Arbeit. Wenn wir heterogene Gruppen
unterrichten – das ist durchaus in unserer Intention –, dann
ist es deutlich leichter, voneinander zu lernen.
Genau so verstehe ich es auch mit dem Sprachunterricht.
Ich negiere nicht, dass man kleine Gruppen intensiv auch
in der deutschen Sprache und nur in der deutschen Sprache
betreuen muss,

(Glocke des Präsidenten)

aber das ist nicht alles. Die Willkommenskultur ist das Entscheidende.
Danke.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
und der SPD)