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»Wir müssen wie wild sagen: Wir wollen das!«
03.01.2012 | Kategorie: Metropolregion, Kultur | von: Robert Reick

Hansgünther Heyme im Interview mit ruth-ratter.de zur Perspektive »Kulturhauptstadt« für die Metropolregion Rhein-Neckar



Hansgünther Heyme, Ruth Ratter und Hans-Uwe Daumann

ruth-ratter.de: Was halten Sie von den Überlegungen, die Metropolregion solle sich als Kulturhauptstadt Europas bewerben?

Heyme: Wir müssen wie wild sagen: Wir wollen das! Die Metropolregion muss sich bewerben, schon um in Bewegung zu bleiben. Das ist fundamental für unsere Entwicklung und auch für den Erhalt dessen, was da ist.

 

Was sehen Sie als die Minimal-Bedingungen an, unter denen eine Bewerbung aussichtsreich sein könnte?
Wie müssten alle einbeziehen, von Worms bis Speyer, von Grünstadt bis Heppenheim. Und ohne Förderer wie BASF, SAP und ähnliche braucht man es ebenfalls gar nicht erst zu versuchen.

 

Wie haben Sie als Kenner der Region die Kulturhauptstadt an der Ruhr erlebt?
Da gab es eine große Sinnfälligkeit, mit der in Essen die Kulturhauptstadt in die Fläche getragen worden ist. Unbedingt ein Vorbild für uns.

 

In Turku, einer der Kulturhauptstädte 2011, wurden 5.000 Kulturveranstaltungen von Ärzten auf Rezept verschrieben, Gratiseintritte nach dem Motto »das wird Ihnen guttun«. Eine gute Idee?
Herrlich!

 

Hätten Sie – soweit es eine Finanzierung dafür gäbe – in Ludwigshafen auch Plätze zu vergeben?
Jawohl. Mit 1150 Sitzen habe ich im Pfalzbau ohnehin nicht das Problem. Aber mir gefällt die Idee auch so: Gesundheit, Kultur, Kunst – das ist alles verwoben im sozialen Kontinuum.

 

Was wären denn für Ludwigshafen die wichtigsten Baustellen im Falle einer Bewerbung der Metropolregion Rhein Neckar?
Aus Sicht des Theaters: Hallenbad Nord und Corso. Das sind die Orte, die man packen muss für die Kulturhauptstadt. Und wichtig wären beide in jedem Fall. Für die freie Szene, Jugendtheater, Integrationsprojekte und Theaterpädagogik. Dort sehen die Kinder toll, so funktioniert Theater! Hier, 1150 Plätze und die riesige Bühne, das ist für manche Zwecke leider überdimensioniert.

 

Welche Bedeutung hat denn Ihrer Erfahrung nach die Theaterpädagogik?
Es ist entscheidend, die Kinder möglichst früh zu erreichen. Ich kenne einen Kindergarten, der hat ein volles Jahr »Rheingold« gemacht. Da gibt es jetzt fünfjährige Experten, richtig kompetente Wagner-Fans! Das ist wunderbar und da entstehen Zugänge, die bleiben.